home

Coffee Break

IT REVOLUTION

DDek

Antonino Saggio


Derrick De Kerckhove
"Die Architektur der Zukunft"
(The IT Revolution in Architecture)
Switzerland 2001
Birkhäuser
pp96, $12,50
vorwort von Antonino Saggio

buy the book online and save!
[in italiano]
[in english]

> IT REVOLUTION BOOK SERIES
Dieses Buch ist eine Fundgrube an Ideen, Verknüpfungen und Pfaden. Wer es liest, wird rasch feststellen, dass es viel mehr enthält als eine Menge Informationen. Im Vordergrund steht die Art dieser Information: Sie ist qualitativ so hoch, weil das hier Vorliegende in einem Zentrum gefiltert wurde, das viele Fäden im neuen Netz zusammenführt. Es ist die Rede vom McLuhan Program in Culture and Technology der Universität von Toronto und dessen Leiter Derrick de Kerckhove, der sich philosophisch, naturwissenschaftlich und technologisch mit der Revolution in der Informationstechnologie befasst.

Dass er sich mit den Autorinnen und Autoren dieser Reihe anlässlich eines Symposiums (das am 12. April 2000 in Zürich stattfand) getroffen hat, ist von Bedeutung. Die Architektur hat qualifizierte und offene Reisegefährten nötig. Wir heißen Denker wie de Kerckhove, den ersten Nichtarchitekten dieser Serie willkommen. Sollte unsere Denkweise, die sich ja ganz am Bauen ausrichtet, zu anderen Disziplinen ebenfalls etwas beitragen können – warum nicht?

Doch die Tatsache, dass dieses Buch eine Fundgrube von Ideen vorlegt, ist nur ein Aspekt und noch nicht einmal der wichtigste. Entscheidend ist, dass es uns in eine äußerst kritische Lage versetzt.

Sie bringt mit sich, dass wir unsere eigenen technischen, soziologischen und philosophischen Kenntnisse von Zeit zu Zeit an denen messen, die Derrick hier vorträgt. (Wir wollen ihn, wie in den USA üblich, beim Vornamen nennen, oder noch besser bei seinem Akronym Ddek, und die wohlklingende Liste seiner prestigeträchtigen Titel sowie die noch zahlreicheren Übersetzungen seiner Werke in viele Sprachen weglassen; allein in Italien wären La civilizzazione videocristiana von 1995 für Feltrinelli und weitere für Mondadori and Costa & Nolan zu erwähnen.)

Ddek stürzt uns gleich auf mehreren Ebenen in eine Krise. Stellen Sie sich den kräftigen, aber schüchternen Studenten in Florenz vor, der "verzweifelt" eine Tagung über Zevi organisieren will und nicht einmal über E-Mail verfügt. Dann sehe ich meinen ältesten Kollegen vor mir, der noch nie im Internet war! Wir müssen uns also laufend neuen Formen des Erwachsenwerdens, der Pubertät stellen und dürfen dabei weder die großen Anstrengungen der Vergangenheit noch die Versprechen der Zukunft je vergessen. Ich kann allen nachfühlen, die bereits viel errungen, aber noch nie darüber nachgedacht haben … etwa … was Linux als neue Art zu arbeiten bedeutet, oder über die Freiheit miteinander verbundener Gemeinschaften oder – noch ärger – über die Beziehungen zwischen der mentalen Welt (dem "Theater" unserer Vorstellungskraft) und dem virtuellen Raum im Netz. Und als wäre dies alles nicht genug, kann man hier auch noch zwischen den Zeilen lesen und den Strömungen unter der Oberfläche folgen, denn es steckt hinter jedem Experiment definitiv etwas, was das Weiterdenken lohnt.

All jene, die ebenfalls an diesem Prozess mitgewirkt haben, die das Buch sich aus einer ersten Einladung mit Maria Spina entwickeln und durch alle möglichen Rückschläge, Abwandlungen und Sprünge fortschreiten sahen, dürften in eine noch tiefere Krise stürzen. Bei mir gab es zwei Gründe dafür. Zuerst die Methode. Ddek ging einfach, aber für einen Autor undenkbar vor: er stellte sein Buch ins Netz, noch während er daran arbeitete. Wer ein Buch der Öffentlichkeit vorlegt, bevor es abgeschlossen ist, tut viele Gewohnheiten, Eifersüchteleien, Grenzen und Befürchtungen mit einem Achselzucken ab. Eine Lektion, die wir uns immer wieder in Erinnerung rufen sollten. Andererseits hat er das Buch damit bereits einem seiner Prinzipien getreu verfasst. Die einzige Möglichkeit, um im großen, weiten Netz akzeptiert zu werden, ist, etwas Nützliches für alle zu tun, und Derrick hat Intelligenz und Einzelpersonen in seinem Umfeld miteinander verbunden.

Der zweite Grund betrifft den Inhalt. Wer gleichzeitig an Vergangenheit und Zukunft denkt, als würden Ideenwelt und geschichtliche Momente sich kreuzen, um sich jedesmal vor unseren Augen wiederzufinden, kann über seine meisterlichen Reflexionen zu Vitruv und zum Alphabet nur staunen.

Wir brauchen heute ganz dringend ein neues Alphabet und genau das nimmt Die Architektur der Intelligenz in Angriff. Noch existiert dieser Raum nicht ganz, aber schon können wir ihn erahnen, und dank der hier vorgelegten Prinzipien beginnt er sich zu formen.

Betrachten wir doch nur die schöne Fischmetapher. Fische kennen nur das Flüssige, das sie, wie uns die Luft, umgibt. Sie wissen nichts sonst über das Meer, den See oder den Fluss, und noch weniger über den Raum, in dem wir Menschen leben. Und doch: ein kleiner Sprung über die Wasseroberfläche hinaus kann die Entdeckung eines anderen Raumes mit sich bringen, den es unzweifelbar gibt, auch wenn ihn noch niemand aufsucht oder versteht.

Wir haben schon immer in verschiedenen Räumen gelebt und Architekten haben sie mit Hilfe verschiedener Alphabete geformt: informellen Raum, prachtvoll und primitiv, vor Milet (oder vor-alphabetisch wie Ddek es nennt), den gegliederten Raum der griechisch-römischen Antike, den geweihten und mystischen Raum vor Giotto, den perspektivischen Raum der Renaissance sowie den industriellen und mechanischen, analytischen und nicht mehr perspektivischen Raum nach Cézanne. Jeder neue Raum erforderte neue Prinzipien und ein neues Alphabet, das jeweils mittels schwieriger, erschöpfender und stürmischer, aber aufregender Prozesse geschaffen wurde. Was den neuen, den informatorischen Raum betrifft, den auch de Kerckhove Cyber nennt (wobei der Kampf um die Bezeichnung noch offen ist), so fangen wir erst gerade an, einen Blick auf einige seiner Kriterien zu erhaschen. Wie Delphine, die Sauerstoff tanken, um aus dem Wasser zu springen und Schiffen zu folgen und dabei die Inseln und Küstenlinien zu sehen bekommen, arbeiten einige als Pioniere am Versuch, die Möglichkeiten und Prinzipien dieses neuen Raumes zu definieren.

Das vorliegende Buch hilft Ihnen, sich dieser Suche anzuschließen.

Antonino Saggio
[27jan2002]

> ALESSIA ROSELLI: UN NUOVO ALFABETO
> LAURA PEDATA: DALL'ALFA-PRINCIPIO ALL'E-PRINCIPIO

coffee break | forum | scrivi all'autore
saggio home |
ringraziamenti | prima pubblicazione e link

Per qualsiasi comunicazione
vi invitiamo a contattare
la redazione di ARCH'IT


laboratorio
informa
scaffale
servizi
in rete




iscriviti gratuitamente al bollettino ARCH'IT news







copyright © DADA Architetti Associati